fragmente zu einem langgedicht | nikolai vogel
92 seiten | klappenbroschur | 130 x 186 mm | dt.
isbn 978-3-936826-86-9 | reihe licht [band 06]
© gutleut verlag 2019 (erschienen am 1. September 2019)
»DAS BUCH WEITERLESEN, WO WAR ICH // EIN PAAR SEITEN NOCH MAL,
BIS ES SICH WIEDER AUFBAUT // UND JETZT WEITER INS AUSGEDACHTE,
AUSFORMULIERTE // WIE VIEL LICHT IN EINEM TEXT IST UND WO ES
HERKOMMT«
Mit
fragmente zu einem langgedicht legt der Münchner Autor und Künstler
Nikolai Vogel sein Lyrikdebüt in der Reihe
licht vor. In einem intensiven
Zeitraum von 90 Tagen schrieb er die Manuskriptfassung des Textes in ein
mit feinen, farbigen Linien strukturiertes, altes Buchführungs-Kassenjournal.
Eine Bilanz also und auch eine Bestandsaufnahme: »was alles einfällt und
wie Worte finden // wie das zusammenhält, auch jedes einzeln // ein
Gedicht geschrieben über die Welt«. Sprache — und wie Sprache klingt und
zusammenspielt, und wie sie ins Bild zu bringen ist. Wie eines aufs andere
folgt, und wie es erinnert wird. Und wie sich ein Ich im Text anspricht und
zum Du wird.
Die Verse können dabei auch für sich stehen, als Einzelnotate, sie sind
jeweils durch eine Leerzeile getrennt. Fragmente zu einem Langgedicht,
als bleibe das Langgedicht selbst in der Schwebe, baue sich erst noch auf,
als sei der Text so noch nicht abgeschlossen. Und ein Gedicht, das sich
immer weiter vortastet, das neugierig bleibt bis zum Schluss, das einen
Dialog aufbaut mit dem, was da war, was ist und was kommt, und sich nicht
zufrieden gibt mit abgeschlossener Geschichte: »das Buch weiterlesen, wo
war ich // ein paar Seiten noch mal, bis es sich wieder aufbaut // und jetzt
weiter ins Ausgedachte, Ausformulierte // wie viel Licht in einem Text ist
und wo es herkommt // wie das Licht auf den Bildern oder vielmehr das
darin // Licht malen, Licht sehen, aber können wir es schreiben und lesen«.
Der Autor schließt damit an sein umfangreiches Projekt Große ungeordnete
Aufzählung (Detail) an, das für seine Lektüren den assoziativen Hallraum
der individuellen Erfahrungen und Erinnerungen der jeweils Lesenden
voraussetzt und ins Schwingen bringt. Die aufsteigende Verszählung der
fragmente zu einem langgedicht von 0001 bis 2520 gibt eine scheinbare
Linearität vor, die von der (Un)ordnung des schreibenden und lesenden
Bewusstseins fortwährend untergraben wird und sich auch in den verschiedenen
Tempi des Textes niederschlägt. Die 2520 markiert damit ein Etappenziel,
eine Art fiktive Ganzheit, es ist die erste Zahl, die durch die Zahlen eins
bis zehn teilbar ist. So vieles enthalten, und doch so vieles, was noch,
wieder und neu gesagt werden kann. »hinter uns vor uns // dieses Gedicht
beenden, wieder beginnen«.
Zur Komplettlesung in fünf Folgen auf YouTube, eingelesen vom 4. bis 8. Januar 2021
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